Zerstört die digitale Kirche die lokale Gemeinde?



Predigt per Mausklick. Thema auf Abruf. Viele Kirchen rüsten auf und erstellen ganze Themenbibliotheken. So kann ich eine Predigt zur Vertiefung ins Thema noch einmal anschauen. Ich kann eine verpasste Predigt nachholen oder passende Predigten an Freunde senden. 

Während laufend Webseiten errichtet werden, deren Inhalte über die nächsten Jahre anwachsen, entsteht ein neues Bedürfnis. Es gibt nichts Praktischeres, als zu jedem lebensrelevanten Thema auf Abruf eine Antwort zu finden. Doch tut das wirklich gut, wenn solche Bedürfnisse zur Voraussetzung werden? Erschaffen wir heute eine Ära der virtuellen Kirchengänger?

Diese Art von Lebensgestaltung ist vielleicht schwer vorstellbar, doch bereits Wirklichkeit. Im Oktober 2019 entstand mit der «Mohabat Virtual Church» im Iran die erste virtuelle Kirche. Sie startete mit über 1000 Zuschauern. Sie entstand als Antwort zu einer Notsituation; eine Erfolgsgeschichte. Wir hingegen stellen uns die Frage nach der Bequemlichkeit.

Und dann stellen wir uns die Folgefragen nach der Sinnhaftigkeit: Kann mich der Heilige Geist wirklich berühren, wenn ich nur die Predigten anschaue, die mich interessieren? Kann ich in der Beziehung zu Gott wachsen, wenn ich von daheim aus Predigten konsumiere? Solche Fragen führen uns in eine Sackgasse. Denn sie beziehen sich auf die innere Einstellung eines Menschen.

Auch wenn sich unsere Vorstellung, wie die Kirche der Zukunft funktioniert, ziemlich verändern wird, bleibt die lokale Gemeinde zentral: Denn Kirche stiftet Gemeinschaft zwischen Menschen. Christsein ist grundsätzlich ein Teamsport. Kirche sind Menschen, die Jesus nachfolgen. Kirche ist gelebter Glaube. Erst durch Impulse von aussen finden wir heraus, wo wir stehen. In der gemeinsamen Reflexion, auch im Widerspruch zu anderen können wir im Glauben wachsen und eigene Einstellungen prüfen und hinterfragen. Und daran wird sich nichts ändern.


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Kommentare

  1. Digitale Präsenz soll einen evangelistischen Zweck verfolgen und die Sichtbarkeit der Kirche verstärken. Jedoch besteht auch die Gefahr, dass wir zu Netflix-Christen werden. Dies erfordert eine klare Denkweisen und intelligentes Handeln.

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  2. Wir sollen die Versammlungen nicht verlassen (Vgl. Hebr 10,25). Wir wissen tatsächlich nicht wie es der Person hinter dem Livestream geht. Eben genau deshalb müssen wir uns treffen, um uns gegenseitig zu ermutigen und ermutigend zu ermahnen. Wir haben keine Ahnung wer und wie fokusiert als Gemeindemitglied den Gottesdienst verfolgt und wer nicht mehr am Ball ist oder sogar in der Gefahr besteht sich von Jesus zu entfernen.
    Jesus sagt wir sollen hingehen und trotzdem kann als Erstkontakt das Internet evangelistisch gebraucht werden, um dann zur Person hingehen zu können.

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  3. Joel Jira hat es heute morgen an der Delegiertenkonferenz FEG Schweiz gut gesagt. Mit digitalen Angeboten erweitern wir den Kreis der Gemeinde auf die ganze Stadt. Wir ermöglichen es Leuten rund um die Uhr digital an unseren Angeboten teilzunehmen. Das dititale kann jedoch die "leibhaftige" Kirche nie ersetzen. Die Taufe, der Gemeindegesang, das Abendmahl, und auch das Gemeindeessen, kann man nur in der Realität und lässt sich nie ersetzen.

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